Von Spionen und schleichender Zensur
"Diese Website ist für Ihren Standort noch nicht verfügbar." Diese oder ähnliche Meldungen häufen sich in letzter Zeit; beachtet bitte das Wort "Standort"! Und habt ihr euch nicht auch schon gewundert, dass ihr bei vielen internationalen Firmen eine deutschsprachige Seite angeboten bekommt, obwohl der Server z.B. in Korea oder den USA sitzt? Eine feine Sache nicht war? Sicher habt ihr auch schon gehört, dass die Firma Microsoft eine erkleckliche Zahl ihrer Seiten für die Benutzer des Firefox gesperrt hat. Wie funktioniert das?
Vor allem auf Wunsch der Werbeindustrie und auch von anderen Firmen, die möglichst viel über die Besucher auf ihren Webseiten in Erfahrung bringen wollen, hat man (Microsoft) die Browser (den IE) so ausgestattet, dass er beim Herstellen der Verbindung erst mal jede Menge Informationen an die Webseite schickt. (Fast) alle anderen Browser haben das natürlich nachgemacht. Welche Daten das sind, könnt ihr hier anschauen; es sind die Daten, die euer Browser gerade verschickt hat. [Gerade hab ich dort übrigens gesehen, dass mir Microsoft das DRM Plugin für den Firefox untergejubelt hat; ich habe das nie installiert!] Jetzt ist es natürlich leicht, mit entsprechender Software festzulegen, welche Seiten (z.B. Sprache) der Besucher zu sehen bekommt oder evtl. auch nicht. Die neueste Entwicklung, die übrigens von Microsoft kräftig gefördert und unterstützt wird, ist eben die Auswahl der Seiten je nach dem Standort des Benutzers. Dazu muss lediglich seine IP Adresse mit einer Liste der IP Adressen verglichen werden, die die einzelnen Provider vergeben. Das geht inzwischen so weit, dass bei deutschsprachigen Seiten bereits automatisch verschiedene Versionen für Österreich, Schweiz und Deutschland angeboten werden können (es gibt da nämlich verschiedene Copyright Gesetze). Wenn Vista da ist, kann das ganze System natürlich noch wesentlich verfeinert werden.
Da wird es dann auch nicht mehr viel nützen, wenn sich der Heiner Meier bei der Installation als Dagobert Duck ausgibt. Insbesondere Microsoft und die sonstigen interessierten Leute, die auch noch Zugriff auf die Daten haben, werden wissen in welchem Geschäft er seinen Rechner, seine Festplatte, seinen Brenner usw. gekauft hat und zumindest die Strasse, in dem sich sein Internet Anschluss befindet. Wer sich gefreut hat, dass 1984 nicht eingetroffen ist, den muss ich enttäuschen, es kommt nur ein paar Jahre später.
Zumindest die Zenur kann man derzeit noch durch die Benutzung eines Proxy Servers umgehen. Wenn der in Korea steht, kann es allerdings vorkommen, dass ihr die Seiten auch in Koreanisch angezeigt bekommt.
Aber man will uns ja einreden, das das alles nur zu unserem Besten ist und wir nur Vorteile davon haben!
Eines nicht so fernen Tages wird dann in Windows (Vista) die Meldung kommen: "Aber Herr Meier, wollen Sie sich diese Seite wirklich ansehen? Sie widerspricht doch gänzlich ihrem Surfverhalten der letzten 5 Jahre; auch können wir weder einen Zusammenhang mit Ihren Hobbies, Ihrem Beruf oder ihrer sexuellen Orientierung feststellen. Ausserdem hat Ihnen ja Ihr Arzt wegen ihres schwachen Herzens jegliche Art von Aufregung verboten. Prüfen Sie deshalb bitte, ob Sie sich nicht vertippt haben."
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